Chronik – Die Geschichte des Hauses

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HOTEL SCHWEIZERHOF STA MARIA

Echte Schweizer Gastlichkeit seit 1902

GRUSSBOTSCHAFT OLIVER CANATAR
– AKTUELLER INHABER UND HOTELIER –

Als ich im Jahre 2015 zum ersten Mal ins Val Müstair gefahren bin, habe ich mich sofort in dieses wunderbare Tal und in den Schweizerhof «verliebt».
Zuerst noch mit zwei Partnern, habe ich das Haus im Jahr 2018 als alleiniger Besitzer erworben und führe das Haus seither mit viel Freude und Begeisterung.

Mit meinen stolzen Vorgängern teile ich die Leidenschaft für die Dienstleistung und den Willen, das Hotel Schweizerhof mit Leben und Freude zu füllen.

Wir sind stolz darauf, Ihnen dank den Aufzeichnungen und Recherchen von Jon Michel Conradin, Vorbesitzer des Schweizerhofes und Grandseigneur der Hotellerie, tiefere Einblicke in die Geschichte des Hauses ermöglichen zu können.
Jon Michel Conradin verstarb 2012. Seine Nachkommen sind unserem Hause bis heute wohlwollend verbunden.

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Eine Chronik über die mehr als 100 jährige Geschichte des Hotels

Text aus einer Aufzeichnung von Manfred Jürg Conradin aus den 1980er-Jahren

Was hat mich bewogen, nachstehende Aufzeichnungen über das Hotel Schweizerhof zu machen? Viele Gäste fragen, wann das Hotel gebaut wurde, oder staunen über den grossen Speisesaal. Die jüngeren Talbewohner wissen auch nicht, wenn es gebaut wurde und wer es gebaut hat. Durch meine Eltern und alte Leute habe ich verschiedenes über den Bau gehört. Auch habe ich die alte Korrespondenz durchstöbert und vieles daraus erfahren. All diese Kleinigkeiten gehen im Laufe der Jahre verloren, wenn man sie nicht schriftlich zusammenfasst.


Warum hat man um 1900 in Sta.Maria ein für damalige Zeiten so grosses und eher luxuriös eingerichtetes Hotel gebaut?
Initiant war Herr Emil Roussette-Largiader der seit 30 Jahren Direktor und Mitbesitzer des Hotel Schweizerhof in St.Moritz war. Als die Umbrailstrasse von 1898 bis 1900 gebaut wurde, reifte in ihm der Gedanke: „Jetzt wird in Sta.Maria der Fremdenverkehr einsetzen, jetzt muss man dort ein Hotel bauen“. Seine Absicht wurde von vielen Münstertalern und Engadinern unterstützt. Er gedachte, das Hotel als Aktiengesellschaft zu bauen. 1901 war die Gründung auf gutem Wege, sodass Herr Roussette am 1. September das Land auf seinen Namen kaufte. Die Verträge enthielten aber die Klausel, dass eine zu gründende Aktiengesellschaft dort ein Hotel bauen dürfe. Der Landpreis war ca. Fr. 1.10 pro Quadratmeter. Die Verkäufer konnten für den Verkaufspreis Aktien der Gesellschaft erwerben. Am 1. Dezember 1901 war dann die Gründung der Aktiengesellschaft perfekt. Das Aktienkapital war Fr. 95‘000.- eingeteilt in 95 Aktien à Fr. 1‘000.-. Da Herr Roussette sehr angesehen und bekannt war, hat er das Kapital im Engadin, Münstertal und bei auswärtigen Münstertalern gefunden. Architekt war Herr Maini Swartz. Sämtliche Verträge mit den Handwerkern, sämtlichen Materialbestellungen wurden aber von Herrn Roussette im Laufe des Winters gemacht. Wenn man bedenkt, dass damals noch kein Telefon war, dass die nächste Bahnstation Landeck war, war das eine Riesenarbeit.

Es ist erstaunlich, dass dann schon 1902 im März oder April mit dem Bau begonnen werden konnte. Den Aushub besorgte Castellazzi und Marni & Co. Das waren Italiener, die an der Umbrailstrasse gearbeitet hatten. Der Aushub wurde natürlich von Hand gemacht und auf den Ablagerungsplatz mit 2-Räderkarren (Galiotta, s.u.) gezogen, natürlich auch von Hand. An diese zwei Karren kann ich mich noch erinnern. 1914 hat sie mein Vater an Herrn Simon Denoth für Fr. 100.- verkauft. Er hat sie beim Bau der Strasse nach Lü verwenden können. Castellazzi hat mir gesagt, um den Termin einzuhalten, habe er zuletzt noch einige Tage die Erde mit Pferden führen müssen.

Ablagerungsplatz
Dieser Platz war ca. 100m in Richtung Sielva. Sicher war dieser grosse Erdhaufen für die Gegend keine Zierde (es war eigentlich kein Haufen, sondern sah aus wie ein Bahndamm der rechtwinklig von der Strasse in Richtung Norden wegführte.( Anm. d.Red.) Im Laufe der Jahre ist er dann eingewachsen und Bauern von Sta.Maria betrachteten den Hügel als Gemeindeland und liessen die Kühe dort weiden. 1914 haben wir dann oben einen Zaun gemacht und 1916 haben wir dann die Erde von den Strassengräben dorthin führen lassen und ausgebreitet. So hatten wir einen kleinen Acker. Jetzt führt dort die Verbindungsstrasse von der Kantonsstrasse zur landwirtschaftlichen Strasse hinunter. Zur Zeit der AG war auf dem Hügel eine Reklametafel. Nach dem Verkauf des Hotels (19…) hat ein Spassvogel darauf geschrieben: „Hier liegen 100‘000 begraben. Der Hügel sah aus wie ein riesiger Grabhügel. Gemeint hat er, dass das Aktienkapital dort begraben liegt. Steine für den Bau wurden in „Schais“ gemacht. Die Bauern von Sta.Maria führten sie im Winter mit „Tragliuns“ über die Wiesen zur Baustelle. Jon Pitsch (Jon da Schamun) hat mir
erzählt, dass er als ca. 15-jähriger auch mit den Kühen Steine führte. Oben waren Arbeiter, die aufluden und untern konnte man die Steine nur hinunterrollen. Sand wurde zu Fr. -.50 bis Fr. -.70 per Kubikmeter gemacht und geführt für Fr. 1.80 per Kubikmeter. Die Maurerarbeiten haben die Gebr. Veith von Taufers gemacht. Zimmerarbeiten Maloth von Taufers. Schreinerarbeiten Dumeng und Janett Ritter. Janett Ritter hat mir erzählt, sie hatten die Masse für die Türen und Türfüllungen erhalten. Als sie die Türfüllungen einsetzen wollten, waren sie zu gross. Das war eine grosse Aufregung. Der Architekt hatte falsche Masse angegeben. Sie mussten dann im Parterre alle Tragschübel mit der grossen Säge von unten einschneiden und mit dem Meissel abstemmen. Zum Leidwesen des Architekten wurde das als Regiearbeit berechnet. Als wir 1965 das Parterre umgebaut haben, haben wir an den Tragschübeln gesehen, dass das stimmt. Die Wasserleitung vom Brunnen bis ins Haus hat Willy Sohn, Chur, gemacht, die sanitäre Installation im Haus Badrola???, St.Moritz. Damals war im Tal niemand, das das hätte ausführen können. Kalk kam von Prad und Töll. Die Ziegel von Emmishofen durch eine Churer Firma. Sie wurden franco Landeck geliefert, in Waggons zu 12,5 Tonnen. Von dort führte sie Wilhelm
Flora, Frächter in Mals mit Pferden nach Sta.Maria. Schon im Oktober 1902 wurde das Dach gedeckt. Zwei Dachdecker kamen von Chur. Maler war ein Debernardi von St.Moritz.

Das Haus wurde sehr solid gebaut und für damalige Verhältnisse luxuriös
ausgestattet. Man denke nur an den Speisesaal, an die Wasser-Closets in jedem Stock und an das Badezimmer. Auch bei der Möblierung wurde auf soliden Luxus geachtet. Die Küchenbatterie war sehr gross, alles Kupfer. Die Kasserolen kosteten Fr. 4.25 pro kg. Das Tischporzellan war mit Monogramm versehen und das Besteck trug auch den Namen des Hotels. Herr Roussette wollte das Haus als Luxushotel führen. Zu gleicher Zeit wie der Schweizerhof wurde auch das Hotel Stelvio gebaut.
Es war ein grosses Bauernhaus, das Michel Conradin, einem Vetter meines Vaters, von seinem Grossvater Töni Pitsch geerbt hatte. Er hat das Haus aufgestockt und aus der Scheune den Speisesaal gemacht.
Aus der Korrespondenz habe ich ersehen, dass Dumeni Tramer („il Russ“) aus dem Haus Crastan (Eckhaus Umbrailstrasse-Kantonsstrasse, gegenüber Alpina) ein Hotel bauen wollte. Das Haus hatte etliche Besitzer. Unter anderem auch zwei verbeistandete Mädchen im Engadin. Herr Roussette kaufte deren Anteil und hat dadurch diesen Plan im Keime erstickt. Das Beleuchtungsproblem bereitete grosse Sorgen. Aus der Korrespondenz ist ersichtlich, dass an ein eigenes Kraftwerk (Muranzina) gedacht wurde oder einen Motor mit Accumulatoren, oder Gas. Auch wurde mit dem Elektrizitätswerk Mals verhandelt. An einer Initiantenversammlung der
Gemeinden Taufers, Münster, Sta.Maria und Vertretern des EW-Mals wurden die Bedingungen besprochen. Müstair hat sich dann zurückgezogen. Somit fiel dieser Plan ins Wasser. Erst 1912-13 haben dann die Gemeinden Müstair, Sta.Maria und Valchava das Licht von Mals erhalten. Bis dann war die Beleuchtung mit Petrollampen und Kerzen. Der Portier musste jeden Tag die Lampen instand halten, Docht abschneiden, Gläser putzen und Petrol nachfüllen. Projektiert war auch neben dem Hotel ein Postbüro zu erstellen. Es ist aber nie dazu gekommen. Waschküche, Stall und Remise war hingegen nicht vorgesehen. Das ganze Haus Capol wurde gepachtet. Auf Kosten der AG wurden 30 Pferdestände errichtet. Die Wagen kamen über Nacht in die Scheune und den Gang. Waschküche war im Parterre. In den Zimmern war das Personal. Ein Knecht besorgte die Pferde und die Wagen (Waschen und Schmieren).
Die Geldmittel waren leider vor dem Bau fertig. So wurde der 4.Stock dann billiger gebaut. Teilweise überhaupt nicht ausgebaut. Die Zimmer No. 37 und 38 wurden im Rohbau belassen; No. 36 ohne Verputz; No. 39, 40 und 41 wurden nur provisorisch für das Personal hergerichtet. Nun war also das Hotel betriebsbereit. Während des Winters wurde der Eiskeller (heute Lingerie) mit Eis gefüllt. Am 21. Juli 1903 wurde das Hotel eröffnet. Die erste Saison dauerte bis zum 23. September. In dieser Zeit wurden 620 Logiernächte registriert. Herr Roussette war mit dieser Zahl für die erste Saison zufrieden. Er hat die Direktion des Hotels übernommen und das Amt des Verwaltungsratspräsidenten abgegeben. Der Zustrom an Gästen war nicht so gross wie erwartet. In jeder Generalversammlung war von Geldnot die Rede sodass Herr Roussette seinen Direktionslohn von Fr. 1‘500.- auf Fr. 1‘000.- reduzierte. Auch der Pachtzins vom Haus Capol wurde reduziert.
Die Gesundheit von Herr Roussette war angeschlagen und 1908 wurde eine
Directrice engagiert. Es war eine ehemalige Gouvernante vom Hotel Concordia (jetzt Engiadina) in Zuoz. Die finanzielle Lage wurde immer schlimmer, sodass der Verwaltungsrat als einzige Lösung den Verkauf ins Auge fasste. Im Frühjahr 1909 wurde eine Gant samt Mobiliar ausgeschrieben, aber offenbar ohne Erfolg.
In der Zeit hatten meine Eltern eine kleine Pension (Villa Muralto) in Locarno in
Pacht. Michel Conradin (Stelvio) schrieb ihnen, dass das Hotel Schweizerhof billigt zu verkaufen sei und dass es von Vorteil wäre, wenn beide Hotels in der Familie wären. Mit Vertrag vom 1. Juni 1909 kauften meine Eltern das Hotel für Fr. 95‘000.-. Das waren gerade die Schulden, die auf dem Hotel lasteten. Das Aktienkapital war vollständig verloren.
Das Haus wurde weiter als Saisonhotel geführt. Da uns 1913 das Haus Capol
gekündigt wurde, haben wir das Waschhaus gebaut.

Stall und Personalzimmer hatten wir dann im Haus Crastan. Der Besuch des
Hotels nahm jedes Jahr zu. Die Saison 1914 versprach sehr gut zu werden. Am 1.August brach der 1. Weltkrieg aus, in der Schweiz war Generalmobilmachung. Damit war es mit dem Fremdenverkehr bis 1918 fertig, Militär kam ins Dorf. Das Hotel wurde teilweise und zeitweise während der 4 Jahre vom Militär benutzt: Saal und Office waren Kantonnement für die Mannschaft, das Lokal gegenüber dem Restaurant (heute das Cheminéezimmer) war Büro und Magazin für Feldweibel und Fourier, auf dem Platz waren Militärfourgons oder Camions. Vor dem Haus immer eine Schildwache. Die Offiziere und Unteroffiziere waren in den Zimmern des Hotels einquartiert. Zeitweise war das Lesezimmer (Salon links hinten) Essraum der Offiziere. Soldaten kochten dann für sie in der Hotelküche. Im Herbst 1918 war dann das ganze Haus Grippespital für das Militär und die Talbewohner. Die Entschädigung für die Benützung des Hauses war sehr minim. Am Ende des Krieges wurden dann von einer Kommission die durch das Militär verursachten Schäden eingeschätzt. Die Entschädigung reichte gerade, um die während des Krieges aufgelaufenen Hypothekarzinsen zu zahlen. Während des ersten Krieges stiegen die Zinsen jährlich, während des zweiten Weltkrieges wurden die Zinsen sistiert. 1919 konnte dann der Hotelbetrieb wieder aufgenommen werden. In der Annahme, dass es anschliessend an 1914 weitergehen wird, wurde zu viel Personal engagiert. Die
Saison war ein Fiasco. Der Verkehr setzte sehr langsam ein. Bis 1924 arbeiteten wir mit wenig Personal. 1921 wurde die Post mit Postautos von Zernez nach Müstair geführt. Viele Extraposten kamen von Scuol/Schuls zum Stilfserjoch (Kampfzone 1914/18), dadurch wurde der Verkehr etwas belebt. 1925 wurden die Privatautos im ganzen Kanton zugelassen. Der Verkehr steigerte sich merklich und wir hatten von da an auch mehr Personal. 1926 haben wir die Benzinsäule mit einem 2000l-Tank erhalten. 1927 haben wir den Holzschopf zur Garage umgebaut, da damals alle Automobilisten ihre Autos während der Nacht verschlossen unter Dach haben wollten. 1929 im Frühjahr wurde der Schweinestall beim Waschhaus gebaut und im Herbst die Kanalisation bis zum Bach verlängert. Es waren 180m à Fr. 10.- per Meter. Die AG hatte am Ende der Kanalisation zuunterst im Curtin von Ulrich Parli eine Senkgrube errichtet, die immer wieder hätte entleert werden sollen. Wegen dem
Gestank wurde der Zustand unhaltbar. Besonders Jakob Parli, der inzwischen sein Haus gebaut hatte (Gärtnerei) litt unter dem Gestank. Auf Anordnung des Kantons (Reg.Rat Dr.R.Ganzoni) wurde die Gemeinde verpflichtet, Abhilfe zu schaffen. Wir hatten die Alternative, die Kanalisation durch die Gemeinde ausführen zu lassen und eine jährliche Gebühr zu bezahlen, oder sie selber zu machen. Wir entschieden uns zu Letzterem. 1934 hat dann Lenz Paul Gross noch sein Abwasser in diese Kanalisation geführt. Er hat 1/3 der Kosten für das von ihm benützte Stück bezahlt und ist auch für das Stück zu 1/3 Besitzer. 1932 haben wir einen neuen Kohleherd kombiniert mit einem 400l-Boiler installiert. Da die Gäste anfingen Zimmer mit fliessendem Wasser zu verlangen, haben wir in No. 10-14 das fliessende warme und kalte Wasser eingerichtet. Andere namhafte Investitionen haben wir während der Krisenjahre (1931-39) keine gemacht.
1939 bis 1945 war wieder Krieg und das bedeutete für das Haus wieder einen
Stillstand. Gäste kamen keine mehr und im Gegensatz zum 1.Krieg war sehr wenig Militär im Tal.

Mit wenig Personal wurde dann 1945 wieder angefangen zu arbeiten. Der Verkehr setzte aber viel rascher ein als nach dem Ersten Krieg. 1947 konnten wir dann das fliessende Wasser in No. 15-17 und 27-29 einrichten. Der Nachholbedarf war nach den Krisen- und Kriegsjahren sehr gross. Ueberall musste ausgebessert und ersetzt werden. Trotzdem konnten wir No 36-38 und die Personalzimmer 39-41 fertig ausbauen. Etappenweise wurde dann das fliessende Wasser im ganzen Haus – auch in den Personalzimmern eingerichtet. Das No. 15 wurde geteilt: Badezimmer und Einzelzimmer. 1950 wurde ein 10‘000l-Benzintank eingebaut und die Pumpe auf elektrisch umgestellt. Zu gleicher Zeit haben wir die Auffahrt verbreitert, damit Cars leichter auf dem oberen Platz anfahren können. 1954 wurde die Kantonsstrasse verbreitert . Wir mussten auf der ganzen Länge ca. 1,5m abtreten. Um genügend Parkplatz zu haben mussten wir den oberen Platz gegen den Garten vergrössern.
1954 kauften wir die Gärtnerei um keine unliebsame Nachbarschaft befürchten zu müssen. Die Frequenz des Hotels war zufriedenstellend, aber die Restauration und der Besuch der Wirtschaft waren gering. Auf Anraten von Herrn Dr.Michel, ehem. Direktor der Hoteltreuhend-Gesellschaft, und mit Hilfe von Architekt Restle haben wir dann 1965 den grossen Umbau gemacht. Das ganze Erdgeschoss wurde vollständig umgebaut, ein Personenlift wurde eingebaut, die Reception angebaut,

aus dem Eiskeller wurden Lingerie und Wäscherei gemacht, Speiselift in die Küche hinauf. 1968 wurden dann die ersten Bäder in No. 10 und 23 eingebaut. 1967 wurde die Küche renoviert und mit dem grossen Elektroherd ausgerüstet. Da der Verbrauch an Benzin sehr gering war, wurde die Säule entfernt und die beiden Tanks mit Sand gefüllt. Da immer mehr Zimmer mit Douche oder Bad verlangt wurden, und die zwei bestehenden Zimmer gut besetzt waren, richteten wir in den 70er Jahren etappenweise in vielen Zimmern diese Neuerung ein. Um die Saison zu verlängern, richteten wir 1973 im ganzen Haus die Zentralheizung ein. Zur gleichen Zeit haben wir auch die neue Garage gemacht. 1977 haben wir sämtliche Dächer neu gemacht und um das Gerüst auszunützen gerade das Haus neu streichen lassen. 1980 haben wir noch ein Stück Keller geopfert, um 3 Damentoiletten einzurichten. Auch der elektrische Speiselift wurde dann gemacht und der alte von Hand betriebene Lift entfernt.

Jon M. Conradin:
«Das ist nun mal der Job eines Hoteliers»

Text eines Interviews mit Jon Michel Conradin vom August 2012

Ruhepausen gönnt er sich nur während der Nacht und manchmal nachmittags: Jon M. Conradin, der Besitzer des Hotels «Schweizerhof» in Sta. Maria, ist bei der Arbeit stets präsent. Eine Begegnung mit einem Hotelier der alten Schule.
Von Dario Morandi (Text und Bild) Sta. Maria. – Als seine Eltern Anny und Manfred Jürg Conradin kürzer treten wollten, war es für Jon M. Conradin keine Frage, den Familienbetrieb zu übernehmen. Es ist der «Schweizerhof», ein charmantes Jugendstilhotel am südlichen Dorfrand von Sta. Maria im
Münstertal. Conradin führt es seit über 40 Jahren. Das Geschäft hat er von der Pike auf gelernt. «Meine Geschwister und ich mussten früh im Betrieb mitarbeiten», erzählt er. Seinen ersten grossen Einsatz hatte er als 16-Jähriger. Als Kellner im Speisesaal. «Mit schlotternden Knien musste ich damals auf Geheiss meines Vaters einer Hochzeitsgesellschaft das Essen servieren», erinnert sich der heute 67-Jährige an seine ersten Gehversuche im
Beherbergungsgewerbe und schmunzelt. Danach folgten die Ausbildung zum Hotelier in der Hotelfachschule Lausanne sowie Lehr- und Wanderjahre in grossen Herbergen im In- und Ausland.

Oft der Letzte, der die Lichter löscht Inzwischen ist das Lampenfieber zwar längst verflogen. Hotelier zu sein, sei aber immer wieder aufs Neue eine Herausforderung. «Und es macht mir noch immer Spass», sagt er. Das spüren auch seine Gäste. Conradin ist gewissermassen rund um die Uhr präsent, an der Rezeption, im Restaurant, im glanzvollen Speisesaal, in den beiden, üppig mit wunderbaren Antiquitäten möblierten Salons oder auch hinter den Kulissen. Kurzum: Conradin ist die Seele des Hauses. Tagwache ist jeweils um 6 Uhr früh, und er ist oft weit nach Mitternacht der Letzte, der die Lichter im «Schweizerhof» löscht. Denn viele Einheimische genehmigen sich am Stammtisch einen letzten Schlummertrunk. Einzig am Nachmittag, wenn die Gäste die Biosfera Val Müstair auf Schusters Rappen erkunden, gönnt sich Conradin in seiner Wohnung im ersten Stock ein Nickerchen. «Klar, es ist manchmal schon etwas streng, und ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste», meint er. «Aber das ist nun mal der Job eines Hoteliers.»
Conradin ist das Aushängeschild seines Betriebs, Gastgeber durch und durch. Er geht mit viel Herzlichkeit und Zuvorkommenheit auf die Menschen zu. Dabei schwingt aber auch stets Zurückhaltung und Diskretion mit. Eine sympathische, fein austarierte Mischung, wie sie wohl nur noch Hoteliers der alten Schule hinkriegen. Aber manchmal ist auch ihm nicht danach, das gibt Conradin offen zu. Als Hotelier müsse man eben ein bisschen schauspielern können. «Denn wie man sich fühlt, interessiert die wenigsten Gäste.» Das sei richtig so, denn wer ins Münstertal komme, «will die Zeit geniessen, sich erholen und nicht Probleme wälzen».

Überhaupt hätten sich die Bedürfnisse der Hotelgäste über all die Jahre stark verändert. «Heute wird vieles als selbstverständlich vorausgesetzt», stellt er fest. Deshalb hat die Familie die Bausubstanz des traditionsreichen Hauses, das 1903 von einer Oberengadiner Gesellschafterbaut worden war, schrittweise den Bedürfnissen der Zeit angepasst. Einer der grössten Posten war dabei der Einbau einer Heizanlage im Jahr 1992, da man das Hotel auch im Winter offen halten wollte. Ins Geld ging zudem die Modernisierung der 25 Zimmer im Stammhaus sowie der Bau von weiteren zehn Zimmern in der benachbarten Dependance. Nischenprodukte anbieten  Doch der Mut zur Innovation hat sich gelohnt. «Zwischen Weihnachten und Neujahr sind wir
stets ausverkauft», erzählt Conradin nicht ohne Stolz. Der Kampf um die Gunst der Gäste ist und bleibt aber trotz der Investitionen ins Haus hart. Conradin hat jedoch früh erkannt, welche Strategie zum Erfolg führt: Nischenprodukte anzubieten. Und das nicht nur im Wander- und Kulturtourismus. Der «Schweizerhof» gilt inzwischen als Geheimtipp für all jene Hundehalter, die im Münstertal mit ihren Vierbeinern Ausbildungskurse besuchen.
Obwohl das Münstertal in Sachen Logiernächte nicht mit dem Engadin mithalten kann, glaubt Conradin an die Zukunft der Talschaft. Der sanfte Tourismus gewinnt seiner Meinung nach immer mehr an Bedeutung. «Das ist auch eine Chance für uns», meint er.

Ob sein Haus längerfristig von dieser Entwicklung profitieren kann, steht allerdings in den Sternen. Denn Conradin ist müde geworden und denkt ans Aufhören – und eine Nachfolge zeichnet sich nicht ab. «Meine Töchter haben leider kein Interesse und auch meine Geschwister nicht», erzählt er mit leiser Stimme. Wie geht es mit dem Hotel weiter?
Man merkt, dass ihm das ungewisse Schicksal seines Hauses nahe geht. Muss er verkaufen? Er weiss es nicht, spielt aber mit diesem Gedanken. Und wenn, dann möchte er, dass der «Schweizerhof» in seinem Sinne weitergeführt wird. Ob ein potenzieller Käufer diesem Wunsch entsprechen wird? Conradin weiss es nicht, hofft es aber insgeheim. Eine schwierige Situation für ihn. Und letztlich auch für die Biosfera Val Müstair, die um eines ihrer Wahrzeichen bangen muss.

Datum: 04.08.2012
Quelle: Südostschweiz Ausgabe Graubünden; Ressort: Region

Einige Bilder aus der Familiengeschichte

Bilder & Informationen zusammengestellt von Jon Michel Conradin

Jon Michel Conradin

geb 13. November 1945
gest. 28. November 2012
Besitzer und Hotelier

Manfred Jürg und Anni Conradin-Oeller

Manfred
geb 29. August 1907
Anni
geb 30. März 1905
Besitzer und Hoteliers

Manfred Jürg Conradin mit seinen Eltern Bertha Conradin-Preiswerk & Chasper Otto Conradin
Fotografiert vor dem alten Hauseingang
(heute Reception)

Chasper Otto Conradin

geb. 25. Oktober 1857
gest. 22. Januar 1942
Besitzer und Hoteliers

Bertha Conradin-PreiswerK

geb. 27.Dezember 1870
gest. 13.September 1967

als siebentes von 11 Kindern von Gustav Adolf Preiswerk-Vetter, welcher in Binningen wohnte (Bottmingerstrasse)
Auf dem Bild vom Sommer 1940 auf der Terrasse des Hotels Schweizerhof, Sta.Maria:
Bertha Conradin-Preiswerk mit Ehemann Chasper Otto Conradin-Preiswerk (1850-1942) und Manfred Otto Conradin geb. Dez. 1939

Anna Chatrina Pitsch und Johann Conradin

Johann Conradin geb. 28. Dezember 1821 gest. 1899
Ehe geschlossen mit Anna Chatrina Pitsch ca. 1850
Kinder:
Anton 8. Oktober 1852 gest. 1926
Chasper Otto 25. Oktober 1857 gest. 22. Januar 1942

Johann Conradin war Pfarrer in Sta.Maria (1847-50) wo er seine Frau kennenlernte. Das war seine erste Stelle nach dem Studium in Basel, Halle und Tübingen. Später war er Pfarrer in Zernez, Lavin, Bergün und La Punt. Im “Taschenbuch für die Schweizerischen reformierten Geistlichen auf das Jahr 1900, Seite 222 wird er als „bescheidener, wohlmeinender Mann, gegen alle Leute freundlich, überall geachtet und geliebt, ein liberaler, weitherziger und sehr belesener Theolog und ein gemütlicher Prediger“ beschrieben.
In Lavin hatte er Schwierigkeiten mit der Stimme und musste aussetzen. Die Familie ging nach Chur. Ohne Verdienst konnte die Familie nicht leben und seine Frau entschloss sich, eine Pension zu führen. Sie gründeten die Villa Conradin in Vulpera (heute Hotel Silvana). „So kam unsere Familie ins Hotelgewerbe“.
Die Stimme kann wieder zurück und er ging als Pfarrer nach Bergün. Johann Conradin Photographie ca 1870 In La Punt war ein Pfarrer Juvalta von Bergün
und die beiden wechselten dann die Pfarrei.

Anna Melcher und Michel Johann Conradin

Michel Johann Conradin geb. 25. Juni 1780 gest. 3. November 1876

1. Ehe geschlossen am 9. April 1811 mit Uorschla Conradin
geb. 21. November 1788 gest. 31. August 1819
Tochter Mazina geb. 14. April 1812 gest. 29. Februar 1885

2. Ehe geschlossen am 11. Februar 1821 mit Anna Melcher
geb. 1788 gest. 12. November 1832
Kinder:
Johann Conradin 28. Dezember 1821 gest. 1897
Chasper Conradin 20. Juni 1824 gest. 22. Okt. 1855
Notal Conradin 10. Januar 1827 gest. 27. Aug. 1863
Anna Conradin 8. September 1831 gest. 9. Nov. 1892

3. Ehe geschlossen am 3. November 1833 mit Seraina Bazzel
geb. 6. März 1793 gest. 19. November 1879
Die Kinder aus der zweiten Ehe wuchsen also in dieser Ehe auf.

Michel Conradin war Pfarrer in Sent und versah provisorisch auch Ftan für 19 Jahre als Pfarrer. Er wohnte in Sent. Er hat dort in Schiliana das Haus gebaut, das später das Kinderheim „Gott Hilf“ wurde. Das eigentliche Elternhaus ist gegenüber.
Michel Conradin war bis ins Alter sehr rüstig, erblindete jedoch. Er hatte immer Bienen und stieg noch im hohen Alter von 93 Jahren im Garten auf einen Stuhl, um einen Bienenschwarm vom Baum zu holen.

Töni Pitsch

Der Vater von Anna Chatrina Pitsch war „Mastral“ (Landamann) Töni Pitsch, geb. 1792. Er heiratete 1821 Uorschla Chatrina Gross.
Anna Chatrina war das 6. von insgesamt 11 Kindern.
Das 8. Kind, Emil Maini, hat später Anna Conradin, die Tochter von Michel Johann Conradin geheiratet.

Otto Gross

Der Schwiegervater von Mastral Töni Pitsch war Pfarrer Otto Gross, geb. ca. 1760, gest. ca. 1845. Er war von 1790 bis 1800 Pfarrer in Valchava und von 1800 bis 1845 in Samedan.
Seine Frau war eine Conradin von Valchava

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